Dein Kalender – verräterische Termine (41)





Mit gutem Gewissen die privaten und dienstliche Termine im Kalender verwalten und keine Angst haben müssen, dass Datensammler Deine privatesten Daten gegen Dich verwenden? Willst Du Deine Privatsphäre auch bei Deinen Terminen schützen?

Deinen Kalender von den großen Cloud-Anbietern zu entfernen, ist oft nicht der erste Schritt. Im Gegensatz zu guten E-Mail-Anbietern ist das Vorgehen oft wenig intuitiv. Da wählst Du viel leichter eine neue E-Mail.

Ich zeige Dir hier, welche Vorteile Dein privater Kalender hat. Der Wechsel ist bei allen Betriebssystemen und Anbietern leicht.

Leg jetzt los und schütze auch Deine Kalenderdaten – Schritt für Schritt.




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Datensparsame Kalender, ich gebe zu, das klingt vielleicht jetzt erstmal nach einem subspannenden Thema. Aber wenn wir ein bisschen drüber nachdenken, stellen wir schnell fest, so ein Kalender enthält extrem viele persönliche und wertvolle Informationen. Und zudem wird ein Kalender im Gegensatz zu zum Beispiel deinen E-Mails deutlich öfter bei diesen großen Cloud-Anbietern wie Google, wie Apple, wie Microsoft gelagert und deutlich seltener umgezogen.

Das ist ein guter Grund, um sich anzuschauen:

  • Welche Gefahren stellen die Cloud-Kalender der großen Anbieter dar?
  • Welche Alternativen gibt es?
  • Wie schwierig ist es, zu wechseln hin zu den Alternativen? Lasst mich vornewegnehmen, das ist alles andere als schwierig und echt einfach zu machen.

Du landest leicht mit Deinem Kalender bei den Datenkraken

Wenn du dein Smartphone, dein Tablet oder vielleicht auch deinen Mac das erste Mal aufsetzt, dann landest du ja extrem schnell immer in dieser Blase der Anbieter des Betriebssystems.

Wenn es jetzt ein Apple-Produkt ist, dann landest du ganz schnell dabei, dass du natürlich einen Apple-Account brauchst und dass du hinterher eine iCloud E-Mail-Adresse hast und dass du natürlich auch einen Kalender hast.

Google ist da keinen Schlag besser. Auch die, sobald du ein Android-Telefon aufsetzt, hast du natürlich anschließend typischerweise einen Google-Account und mit deinen Kalendern, mit deinen E-Mails landest du dann genau bei dem Anbieter.

Hast Du Deinen Kalender-Anbieter schonmal gewechselt?

Während es bei E-Mails noch relativ einfach ist die zu wechseln, weil natürlich die meisten von uns auch viele E-Mail-Adressen schon oder zumindest mehr als keine mitbringen und die dann auf dem Handy in Betrieb nehmen, ist das bei Kalender, und das zeigen auch so die Zuschriften, die ich bekomme, deutlich weniger so, dass der Kalender gewechselt wird, sondern da bleibt man gerne bei dem, wo man es eingerichtet hat. Das ist dann auch ganz oft halt so ein Apple, so ein Google, da wo man es initial mal angelegt hat

Welche Gefahren drohen durch neugierige Kalender?

Schauen wir uns an, welche Gefahren wir durch einen Kalender bei so einem großen datensammelnden, datenverarbeitenden Konzern haben.

Kalender sind eine gute Basis für Betrug

Dann fokussiere ich mich jetzt hier erstmal primär auf das Thema Privatsphäre. Natürlich ist es auch so, wenn dein Kalender viele sehr sensitive, sehr persönliche Daten enthält, dann ist das für Kriminelle unter Umständen auch ein gutes Sprungbrett, um damit Angriffe gegen dich zu starten, was Betrug angeht, was Social Engineering angeht. Das ist aber ein anderes Thema.

Gefahren für Deine Privatsphäre

Jetzt gucken wir erstmal: Welche Gefahren existieren für deine Privatsphäre?

Die Gefahren durch Metadaten

Da kann man schon alleine aus den Metadaten, also dieses, wann macht wer mit wem einen Termin, kann man schon viel ableiten.

Da braucht man gar nicht in die Inhalte reingucken, denn wir hatten schon an anderer Stelle, wenn es rund um Nachrichtenaustausch geht, über das typische Balzverhalten gesprochen.

Denn es ist so, du kannst aus der Häufigkeit, aus der Änderung der Häufigkeit von Kontakten zwischen Personen auf deren sozialen Stand, auf deren soziale Beziehung schließen und vor allen Dingen auf Änderungen dieser Beziehung. Wenn es dann mit einer Person, einem Mann, einer Frau mehr oder weniger Kontakt gibt über einen gewissen Zeitraum, dann kann man schon schließen, diese Person hat einen wichtigeren oder weniger wichtigen Stand im Leben dessen, dessen Kalender wir uns gerade anschauen.

Alleine daraus lernst du natürlich schon einiges.

Noch spannender: die Inhalte

Aber wenn du in die Inhalte guckst, kommt natürlich viel, viel mehr.

  • Das fängt an bei irgendwelchen Arztterminen, die du vielleicht in deinem Kalender verwaltest. Und je nachdem, wenn du zum Beispiel die Anhänge mit irgendwelchen Diagnosen, mit irgendwelchen Fragen, mit Notizen dazu da drin auch verwaltest, dann gibt natürlich dieser Eintrag Arzttermin vielleicht sogar inhaltlich noch einiges her.
  • Aber auch, wenn du Weiterbildung machst, kann sowas natürlich da drin sein und unter Umständen interessant sein, genauso wie
  • deine Einkäufe.

Sehr persönliche Daten

Spannend wird es aber, wenn es sehr persönliche Daten sind, wenn du zum Beispiel

Gesundheitsdaten in deinem Kalender pflegst. Wenn du sportlich viel unterwegs bist oder so ein bisschen im Bereich Bio-Hacking unterwegs bist, da magst du es, vielleicht Informationen über dich in deinem Kalender zu tracken, weil du halt jeden Tag gewisse Messungen machst und das einfach irgendwie aufbewahren, ein Buch darüber führen möchtest.

  • Du könntest dein Gewicht im Kalender tracken,
  • deine Sporteinheiten oder zum Beispiel,
  • wann du als Frau deine Tage hattest.

Solche Sachen sind dann natürlich, wenn sie in die falschen Hände geraten, unter Umständen schon echt Geld wert.

Hast Du geschäftliche Information im Kalender gespeichert?

Aber auch wenn du ein Geschäft betreibst und deine Kundentermine oder Banktermine drin hast oder tatsächlich Anhänge zu gewissen Terminen, zu gewissen Sachverhalten in deinem Kalender speicherst, dann reden wir auf einmal über sehr sensitive Informationen.

Wann willst Du welche Veträge kündigen?

Und genauso verwaltet sich der ein oder andere so Termine da drin wie Kündigung von Verträgen. Was wir daraus lernen können, ist, diese Informationen im Kalender betreffen ganz schnell wirklich extrem sensitive Bereiche unseres Lebens.

Der Kalender liefert sehr persönliche Daten UND das passende Timing – super für Werbeanbieter – schlecht für Dich

Wenn wir uns jetzt anschauen, was Unternehmen daraus lernen können, dann ist vielleicht nicht nur der Inhalt interessant, sondern wir liefern ihnen ja jetzt auch noch ein Timing dazu.

Denn ein Problem bei Werbung ist natürlich, wenn sich jemand für etwas interessiert, ist das der eine Schnack, aber wann er sich genau dafür interessiert, ist natürlich genauso wichtig und genauso interessant, vielleicht sogar fast noch interessanter, weil die richtige Werbung zum falschen Zeitpunkt vermutlich auch einfach rausgeschmissenes Geld ist.

Wenn wir jetzt aber diese Informationen inhaltlich zum Beispiel mit Suchanfragen, Suchergebnissen, Werbung bei Suchmaschinen koppeln können und das dann auch noch gut getimt kriegen durch den Kalender, dann merkst du vielleicht auch, das Ganze hat Potential so aus Marketingsicht und deshalb ist es vermutlich wichtig, da einfach mal drauf zu schauen.

Alternativen, hin zum privaten Kalender

Der Standard für die Kalendersynchronisierung ist CalDAV.

Das heißt, der Charme ist wirklich, wechselst du deinen Kalender zu einem anderen Anbieter, kannst du den problemlos auf deinem Notebook, auf deinem Mac, auf deinem Android¬-Telefon, auf deinem iOS-Gerät verwenden.

Es gibt im Wesentlichen zwei Arten von Alternativen, auf die ich jetzt eingehen möchte.

  • die selbstverwaltete Alternative in Form einer Nextcloud
  • und gute seriöse Anbieter für deinen Kalender.

Deine eigene Nextcloud

Deine eigene, private Cloud. Über die Nextcloud hatten wir in Folge 32 ja schon mal gesprochen.

Ich hatte dir da erzählt, die Nextcloud ist im Prinzip eine für dich persönlich aufgesetzte Cloud, entweder auf einem deiner eigenen Rechner oder gemietet irgendwo, die dir all die Annehmlichkeiten von Clouddiensten bietet, aber mit voller Kontrolle über deine Daten.

Du kannst da zum Beispiel dann wunderbar sowas Dropbox-mäßiges mit Daten speichern, Daten austauschen, machen, kannst die Daten zum Teil direkt im Netz bearbeiten, brauchst die gar nicht erst runterladen auf deinen Rechner, sondern kannst das online über einen Webbrowser machen, aber du kriegst halt genauso auch die Möglichkeit deine Kalender, deine Kontakte darüber zu verwalten.

Wenn das für dich interessant ist, und ich kann dir nur sagen, wenn du damit anfängst, das hat viel Potential und macht auch großen Spaß einfach zu sehen, wie gut man von diesen kommerziellen oder großen Cloudanbietern wegkann, dann höre dir nochmal Folge 32 an.

Die Nextcloud ist tatsächlich eine gute Alternative und bietet dir unter anderem auch Kalender. Das ist aber wirklich nur ein ganz kleiner Teil dessen, was eine Nextcloud bietet.


gute Email-Anbieter

Gute E-Mail-Anbieter bieten fast immer auch Kalender- und Adressbücher, die Deine iOS und Google Angebote problemlos ersetzen können.

Das Gute ist, richtest du dir bei diesen Anbietern eine E-Mail ein, dann kriegst du auch gleich kostenlos oder beziehungsweise in deinen monatlichen Beiträgen inkludiert die Möglichkeit, Kontakte und Kalender-Einträge darüber zu verwalten.

Anleitungen zum Wechsel Deine Kalender zu Mailbox.org und Posteo.de habe ich Dir weiter unten verlinkt. Das ist wirklich machbar, du musst es natürlich tun, aber es ist wirklich machbar. Wir gehen jetzt auch gleich noch ein bisschen darauf ein. Aber bei diesen Anbietern kriegst du für kleines Geld eine gute E-Mail-Adresse und gleich noch quasi als Topping obendrauf, Kalender und Kontaktverwaltung dazu.

Der Wechsel ist einfach

Der Aufwand ist, das siehst du dann auch in den entsprechenden Anleitungen, die ich verlinkt habe, wirklich übersichtlich.

Bei Android brauchst du neben einer Kalender-App, wie zum Beispiel Etar, ein Paket, eine App, die dir erlaubt mit diesem CalDAV-Standard zu synchronisieren. Aber da gibt es mit DAVx eine kostenlose Super-App, das ist der Quasi-Standard unter diesen Apps. Und das Einrichten ist sehr einfach, auch dafür habe ich eine Anleitung verlinkt, aber das kriegt man wirklich innerhalb weniger Minuten hin.

Bei iOS ist es unter Umständen noch einfacher, du musst nur diesen Mail-Account hinzufügen oder lädst dir sogar ein Konfigurations-File direkt bei den Anbietern runter. Ist aber auf jeden Fall sehr einfach machbar, kann man tun und kann ich nur empfehlen.


Anleitungen:


passende Apps

für Android:

https://www.davx5.com/
https://mobilsicher.de/ratgeber/davdroid-einrichten

https://f-droid.org/en/packages/at.bitfire.davdroid/

Kalender-App: https://f-droid.org/en/packages/ws.xsoh.etar/

ios:

Anleitung für iOS


Termine abstimmen

Ein Punkt, der bei Terminen oft vernachlässigt wird, ist das Abstimmen von Terminen.

Da ist das Stichwort mittlerweile „doodlen“. Ich bin wirklich manchmal erschüttert, wenn ich mir angucke wie in Firmen, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken, Abfragen gemacht werden. Da werden Namen, Termine, Themen, ganz offen reingeschrieben und nicht eine Sekunde Gedanken darüber gemacht, ob man die Informationen diesen Anbietern eigentliche mitteilen möchte oder nicht.

Aber da gibt es für dich als Privatperson, aber ich kann es halt auch dienstlich wirklich empfehlen, durchaus Alternativen, die wirklich deine Privatsphäre wahren.

Termine abstimmen bei Digitalcourage e.V.

Es gibt von diesem tollen Verein Digitalcourage e.V., die sich halt wirklich für unser Thema, für Privatsphäre einsetzen, eine kostenlose Alternative, die bietet dir alles das, was Doodle dir bietet, bloß in kostenlos und datensparsam, unter poll.digitalcourage.de.

Termine abstimmen beim DFN

Auch das Deutsche Forschungsnetz hat erkannt, dass das eine gute Sache ist und bietet ebenfalls kostenlos unter terminplaner4.dfn.de eine Alternative an.

Ist auf jeden Fall interessant für dich als Privatperson, aber nimm es vielleicht auch mal mit in die Firma. Wenn beim nächsten Mal Termine abgestimmt werden, kannst du ja vielleicht darauf hinweisen und sagen, die großen Anbieter sind jetzt vielleicht nicht unbedingt die schlauste Wahl, lasst uns doch zu einem gehen, der auf unsere Privatsphäre achtet.

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Digitalcourage-startet-datensparsame-Doodle-Alternative-4460032.html
https://digitalcourage.de/blog/2019/poll-tool-umfragen-termine




Tipps für private Kalender

Damit kommen wir auch zu den Tipps. Ganz klar meine Empfehlung ist:

1) Wechsel Deine Kalenderanbieter

Wenn du schon deine E-Mail gewechselt hast, dann überlege dir doch, auch deine Kalender woanders als zum Beispiel bei Google, bei Apple, bei Microsoft zu hosten wechsele auch deinen Kalender zu einem Anbieter, der deine Privatsphäre achtet: Entweder Mailbox.org oder Posteo oder, was ich dir wirklich ans Herz legen möchte, schau dir mal Nextcloud an und vielleicht nicht unbedingt auf deinem Rechner zu Hause, sondern irgendwo gemietet, wo alle Updates für dich laufen. Das bietet sehr viel Potential und damit kannst du viele Fliegen mit einer Klappe schlagen und erkaufst dir auch wirklich zusätzlichen Komfort und Leistungsfähigkeit damit.

2) Stimme Termine privat ab

Der zweite Tipp: Wenn du Termine abstimmst, wenn du mitkriegst, dass Termine abgestimmt werden, dann wechsele vielleicht von einem dieser großen bekannten Anbieter hin zu datenschutztauglichen Lösungen, wie zum Beispiel von Digitalcourage oder dem Deutschen Forschungsnetz. Das ist eine Sache, damit kannst du vielleicht auch so ein bisschen unser Thema in den Firmen nach vorne bringen und mal anregen.

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