Was ist offline tracking – Wie Dein Supermarkt Dich überwacht (25)

Du wirst in Supermärkten und beim Klamottenkaufen überwacht und ausspioniert.

Willst Du wissen, was die harmlosen Kunden-Apps wirklich machen?

Hier erfährst Du, wie offline tracking funktioniert und wie Du Dich dagegen wehren und Deine Privatsphäre schützen kannst.


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Offline-Tracking, was ist das überhaupt?

Unter „offline tracking“ versteht man, dass digitale Informationen, z.B. eurer Elektronik, eurer Smartphones benutzt werden, um euer Verhalten im realen Leben, also in lokalen Ladengeschäften, in der Buchhandlung, im Klamottenladen, im Supermarkt nachzuverfolgen, zu tracken.

Zusätzlich gibt es auch erste Versuche, auch unabhängige Informationen wie z.B. Gesichtserkennung, zu nutzen.

Die Informationen werden verwendet, um euch zu manipulieren, zu beeinflussen und gegebenenfalls auch solche Informationen mit euern online verfügbaren Informationen zu koppeln.

Was es nicht ist, ist so ein Tracking in Abwesenheit von jeder Elektronik jeglicher digitalen Informationen. Also es ist jetzt nicht so, dass da jemand im Schlapphut und Trenchcoat mit einem Notizblock hinter euch herrennt und Informationen über euch aufschreibt. Obwohl das ein verdammt schönes Bild ist, um manchmal zu beschreiben, wie wir im Netz überwacht werden und halt auch offline.


Wofür wird Offline-Tracking eingesetzt?

Da gibt es im Wesentlichen 3 Punkte, wo das Anwendung findet.


Aktivitäten in lokalen Ladengeschäften.

Die lokalen Geschäftsbetreiber eures lokalen Supermarktes, die wollen natürlich zum einen verstehen, was treibt euch in den Laden, wie kann man dafür sorgen, dass ihr wiederkommt, aber natürlich auch, wie kann man dafür sorgen, dass ihr noch mehr, noch öfter bei ihnen kauft.


Verknüpfung online & offline

Das sind zum Beispiel so Markenläden, Markenklamotten, da geht’s weniger da drum, dass ihr unbedingt jetzt den Laden vor Ort besucht, sondern da geht es da drum, dass ihr Produkte einer speziellen Marke kauft. Und ob ihr die dann online kauft oder offline kauft, ist eigentlich vollkommen wurscht, Hauptsache ihr kauft sie von dieser Marke und nicht von der Konkurrenz.


Online-Werbung und Erfolgsmessung

Die 3. wesentliche Anwendung ist Erfolgsmessung von Online-Werbung. Die Googles und Facebooks dieser Welt schalten Online-Werbung und auch die haben natürlich erkannt, dass wenn man Online-Werbung schaltet, auch offline mehr Produkte verkauft werden. Und natürlich wollen die erkennen, ist unsere Werbung daran schuld und können wir deswegen dafür Geld verlangen.

Das sind die 3 wesentlichen Punkte, wofür so Offline-Tracking eingesetzt wird,

  • also Aktivitäten in lokalen Ladengeschäften,
  • Kombination online offline und
  • Monetarisierung von Online-Werbung.

Wie funktioniert offline-Tracking?

Und nun schauen wir uns an, wie funktioniert das, wie werden diese 3 Anforderungen durch Technik erfüllt. Schauen wir uns zunächst mal die Interessen von so lokalen Ladengeschäften an.

Euer Supermarkt um die Ecke möchte natürlich zum einen erstmal euer Verhalten analysieren, möchte erkennen, wo haltet ihr euch im Laden öfter auf, wo rennt ihr vorbei, wo bleibt ihr länger stehen, wo kann man hochpreisige Aufsteller hinstellen, um euch vielleicht noch irgendwie einen schönes Fläschchen Wein irgendwie anzudrehen.

Damit sind wir halt auch bei Interesse Nummer 2, beeinflussen. Es geht ja nicht nur drum zu verstehen, was ihr tut, sondern es geht natürlich auch da drum euch möglichst mehr zu verkaufen, einen höheren Durchschnittskauf im Supermarkt zu provozieren, und last but not least, natürlich sollt ihr auch wiederkommen.


WLAN / Bluetooth

Euer Verhalten analysieren und euch erkennen funktioniert am einfachsten mit so den Standardtechniken, die euer Smartphone fast immer anhat, WLAN oder Bluetooth.

Habt ihr die beiden Sachen aktiviert, dann sendet euer Handy relativ kontinuierlich Signale aus und reagiert auf empfangene Signale, das heißt, ihr seid aufgrund des aktivierten WLAN und oder Bluetooth zum einen zu erkennen, dass ihr überhaupt da seid, aber typischerweise anhand charakteristischer Eigenschaften auch wiederzuerkennen.

auch zur Ortsbestimmung

Und was natürlich auch geht damit, ihr seid im Laden auch zu verorten. Also man kann schon erkennen, ob ihr den Supermarkt betretet, man kann aber auch ziemlich genau sagen, wo im Supermarkt ihr euch wann aufhaltet, wo ihr nur durchhuscht durch die Obstabteilung, dafür aber schön beim Süßigkeiten-Regal und am Bierstand dann irgendwie ein Päuschen einlegen, das kann man halt dadurch schon mal gut erkennen.


Kunden-Apps

Deutlich perfider sind allerdings diese ganzen Kunden-Apps, die es vor allen Dingen natürlich von Supermärkten, aber auch von anderen Läden gibt. Denn diese Kunden-Apps sind natürlich erstmal sehr praktisch. Ihr findet die lokale Werbung, die Angebote eures Supermarktes und könnt halt sehen, welche Produkte es da günstig gibt, und ihr könnt auch gleich einen Einkaufszettel in diesen Apps öffnen.

Der Vorteil ist dann, dann habt ihr das alles schön vor Ort, geht in den Supermarkt und öffnet die App.

Und damit ist genau das erreicht, was man erreichen will. Diese online verfügbare App eures Smartphones, da kommen wir im nächsten Punkt nochmal ein bisschen im Detail drauf, diese online verfügbaren Informationen werden jetzt in die Offline-Welt übertragen, weil ihr öffnet sie ja während ihr real im Supermarkt seid.

Erkennen, dass Ihr im Supermarkt seid

Jetzt braucht man eigentlich nur noch so ein Signal, damit diese App auch erkennt, ich bin im Supermarkt.

über die Postitionsbestimmung

Das kann die Geoinformation sein, wenn ihr dem Ding erlaubt habt euern Standort zu tracken, dann wäre das zum Beispiel eine Möglichkeit, wie so eine App erkennen kann, jetzt ist er im Supermarkt.

über Ultraschall

Das geht aber noch perfider, denn euer Smartphone hat ein Mikrofon eingebaut, das deutlich besser ist als euer Gehör. Während wir Ultraschallsignale nicht mehr hören können, kann unser Smartphone das ganz hervorragend. Es gibt mittlerweile die Technik, die auch durchaus eingesetzt wird, dass solche Apps dann entsprechend Zugriff aufs Mikrofon beantragen und wenn ihr das gewährt, dann hören die im Hintergrund, während ihr die App aufhabt mit, und wenn die Ultraschallsignale erkennen, die wir gar nicht hören können, dann wissen die, ihr seid in dem Supermarkt und wo in dem Supermarkt.

Dann könnt ihr dadurch, dass ihr diese App im Supermarkt aufhabt, halt diese Informationen über euch zur Verfügung gestellt werden, wer ihr seid, was ihr online vielleicht gemacht habt, was auf euerm Einkaufszettel ist, könnte dann entsprechend beeinflusst werden.

Man kann gucken, wo seid ihr im Supermarkt und man kann euch vielleicht zielgerichtete Angebote geben, um euch noch zu einem Kauf mehr zu verlocken.

Dann habt ihr das Rinderfilet auf dem Einkaufszettel gesetzt und dann denkt sich die App, Mensch, da will der doch sicher auch noch einen schönen Rotwein dazukaufen, hat vielleicht einen billigen auf der Liste, aber wenn ich ihm jetzt einen teureren anbiete, wer weiß, kann man noch einen Up-Sell generieren.

Das heißt, das ist eine Sache, wie man so ein Einkaufsverhalten dann sehr individualisieren kann.


Gesichtserkennung 1.0

Man kann damit natürlich auch noch deutlich weitergehen. So erste Schritte in die Richtung hat zum Beispiel die Post und real vor einiger Zeit gemacht, die haben Videos auf diesen Fernsehern in den Läden beziehungsweise bei der Post in der Warteschlange abgespielt in Abhängigkeit davon, wer davorstand, Gesichtserkennung gemacht, Mann, Frau davor, unterschiedliche Videos.

Da muss man sich ja nicht nur aufs Geschlecht beschränken, da kannst du ja auch deutlich weitergehen und zum Beispiel Gesichtsausdruck, wie ist derjenige drauf, wie alt ist der, sowas kannst du machen, aber warum nicht auch gleich mit der App koppeln.

Wenn ich sowieso weiß, wer das ist, was der auf dem Einkaufszettel hat, dann kann ich die Videos doch noch deutlich zielgerichteter gestalten.

Online ist es ja durchaus üblich, dass Preise in Abhängigkeit von der Person gestaltet werden, warum sowas nicht im Supermarkt machen. Gucken, was für Leute sind im Supermarkt und die Preise entsprechend ändern. Denn immer mehr Läden benutzen ja diese digitalen elektronischen Preisschilder, wo sich der Preis von einer Sekunde auf der anderen einfach ändern kann und anders angezeigt wird. Das ist natürlich super praktisch für den Supermarkt, wenn sich halt generell irgendwas mit Werbung oder so ändert, ist das ein Knopfdruck, aber das kann halt auch individualisiert werden.


Kundenkarten

Und ganz klar, was lokale Ladengeschäfte natürlich gerne nutzen, sind halt Kundenkarten, um Punkte zu sammeln, damit gebt ihr natürlich Unmengen an Informationen an den Betreiber dieses Punktesystems weiter über euer Einkaufsverhalten, ob ihr Kondome kauft, ob ihr Binden kauft, ob ihr Alkohol kauft, wie oft, wie viel.

Hört euch dazu nochmal Folge Nummer 3 über Punktekarten und Rabattsysteme an, das ist also wirklich so das mittlere Waterloo, was Privatsphäre angeht. Das war jetzt der Punkt lokales Ladengeschäft.

Dann haben wir natürlich noch die Kombination online offline. Wir haben das gerade eben bei den Kunden-Apps schon ein bisschen betrachtet.

Das ist aber bei Supermärkten vielleicht noch nicht ganz so spannend wie bei solchen Labels, wie große Klamottenlabels oder irgendwelche Schuhlabels, also die auch eigene Stores in Einkaufszentren haben und wo man dann hingeht, um Schuhe und Klamotten dieser speziellen Marke zu holen.

Die wollen natürlich die Informationen, die sie online über euch gesammelt haben, offline möglichst auch verwenden.

Dann folgt ihr vielleicht irgendeiner Schuhmarke auf Facebook, ihr seid auf deren Homepage öfter mal, vielleicht ohne Adblocker und ihr habt die App von denen installiert und legt da Sachen in den Warenkorb auf euern Merkzettel, auf euern Wunschzettel, was man halt so tun kann, und damit seid ihr jetzt erstmal online unterwegs.

Dann betretet ihr den Laden und jetzt will man euch ja dazu bringen diese App zu öffnen, um die Informationen, diese Unmengen von Informationen, die online über euch gesammelt wurden, auch offline zur Verfügung zu stellen, in dem Laden jetzt.


QR-Codes scannen

Da ist natürlich einer der ganz, ganz beliebten Tricks, großes Schild am Eingang, scanne diesen QR-Code, diesen Barcode mit deiner App und du kriegst 10 Prozent Rabatt auf deine Einkäufe. Und da, wenn ihr das macht, dann habt ihr genau diesen Schritt zwischen online und offline gemacht. In dem Moment weiß die App, ihr seid in dem Laden und damit weiß der Betreiber, der Mensch, der online dieses Profil, diese Interessen hat, vielleicht dieses Ausgabeverhalten, ist jetzt offline bei mir im Laden am

Haken. Wenn dann noch die Verkäuferin die Information auf ihr Smartphone kriegt, was für Farben euch gefallen, was ihr euch schon angeguckt habt, ob ihr eher mehr oder weniger Geld ausgebt, was für andere Marken ihr vielleicht ganz gerne kauft, dann werdet ihr in dem Laden vermutlich super bedient, fühlt euch so richtig schön warm und gemütlich und dann werden wir nach allen Regeln der Kunst da über den Tisch gezogen, am besten ohne es zu merken.

Jetzt könntet ihr natürlich sagen, Mensch, da hat der Mitch heute aber einen ganz schönen stabilen Alu-Hut auf und eine große Verschwörungstheorie am Laufen.

Ich verlinke euch aber mal so einen Smartstore-Bericht [1], eine Analyse und Umfrage, wo Einzelhändler befragt wurden, was sie heute schon einsetzen und was sie in naher Zukunft einsetzen wollen. Da findet ihr Statistiken was gemacht wird, was angedacht ist …

Online-Werbung

Der 3. Punkt, der natürlich auch irgendwo erschreckend ist, ist Online-Werbung ganz generell.

Die Googles, die Facebooks dieser Welt, das sind ja einfach nur große Werbemaschinerien. Man glaubte, das sind soziale Netzwerke oder Suchmaschinen, aber das Mittel zum Zweck ist bei denen tatsächlich Werbung verkaufen.

Natürlich hat jeder mittlerweile mitgekriegt, wenn ich online x-fach Werbung für irgendwelche Elektronikprodukte zu sehen kriege, dann kaufe ich das nicht unbedingt immer nur bei Amazon, sondern vielleicht gehe ich auch mal in den lokalen Elektronikladen oder in die lokale Elektronikkette.

Und dafür will Google natürlich auch Geld kriegen.

Bei normaler Internetwerbung ist es so, klicke ich auf die Werbung, muss ich Google bezahlen, klicke ich nicht auf die Werbung, kriegt Google kein Geld von dem Werbeschaltenden. So ist es halt. Aber offline ist das natürlich schwierig, es ruft ja kein Ladenbesitzer bei Google an und sagt, ich würde dir gerne Geld überweisen, weil gerade ein Kunde von euch hierhingekommen ist.

Google und die Kreditkartendaten

Was Google dann gemacht hat, ist zum Beispiel eine Kooperation mit Mastercard, um an die Kreditkartenabrechnungen zu kommen und anhand dieser Kreditkartenabrechnungen wird dann geprüft, hat unsere Online-Werbung dem Betreiber des Ladens, der vielleicht Online-Werbung in der Region geschaltet hat, zusätzliches Geschäft gebracht, ist also jemand, dem wir Online-Werbung ausgespielt haben, dann anschließend in das Geschäft gegangen vor Ort und hat da mit Kreditkarte bezahlt, und dann muss entsprechend der Werbeschaltende diese Werbung auch so bezahlen.

Mit Mastercard gibt’s die Kooperation und das ist halt genau so eine Verknüpfung zwischen Online- und Offline-Welt.


3 Tipps um Dich zu schützen

Jetzt seht ihr, es gibt relativ viele Möglichkeiten, wie diese Verknüpfung vom Online- Richtung Offline-Tracking stattfindet. Entsprechend gibt es auch viele Möglichkeiten, wie ihr Sand ins Getriebe streuen könnt, wie ihr euch schützen könnt.


Tipp 1: Vermeide Kunden-Apps

Das Wichtigste sind glaube ich diese Kunden-Apps. Wenn ihr die einsetzt, seid ihr sowieso schon irgendwie mehr oder weniger in der Hand dieser Konzerne, weil gegen die Tracker da drin könnt ihr nur zum Teil was machen. Aber wenn ihr sie einsetzen wollt,

und entziehe ihnen die Berechtigungen

Berechtigungen auf euerm Smartphone für diese Apps dürft ihr einfach nicht vergeben, klar,

  • keine Berechtigung auf das Telefonbuch.
  • Aber auch die Position darf sowas nicht erfahren,
  • Mikrofon wegen Ultraschallsignal muss aus sein,

also de facto keinerlei Berechtigung und im Idealfall einfach nicht verwenden.


Tipp 2: Kein Zusammenhang online-offline

Vor allen Dingen stellt keinen Kontakt zwischen online und offline mit diesen Apps her,

  • keinen Barcode scannen und
  • keine persönlichen Daten eintragen.

Verzichtet dann lieber auf den Rabatt

Auch wenn euch Rabatt im Supermarkt angeboten wird oder im Klamottenladen 10 Prozent, wenn du den Barcode scannst, die Idee dahinter ist schlicht und ergreifend nur, die 10 Prozent, die ihr bei dem einen Einkauf spart, die schenkt euch der Marktbetreiber ja nicht, weil er der Meinung ist, cool, endlich hat mal jemand meinen Barcode gescannt und er daraus irgendwie sich was erwachsen lässt, sondern da geht’s nur darum, die 10 Prozent holt er hinterher doppelt und dreifach mit euren Daten, mit euch wieder rein, weil euch mehr verkauft werden kann und weil eure Daten verkauft werden.


Tipp 3: Keine Kundenkarten

Deshalb überlegt euch gut, ob ihr das macht oder nicht. Und auch mit Kundenkarten, hört euch nochmal Folge 3 an, da könnt ihr auf jeden Fall nochmal hören, wie diese Kundenkarten, diese Punkte-Sammel-Systeme funktionieren.

Wenn ihr das machen wollt, macht es sehr bewusst, weil ihr gebt da unendlich viel von eurer Privatsphäre auf, indem ihr diese Karten benutzt.

Wenn du mehr wissen willst, wie die Datenkraken ihre Methoden einsetzen, um deine Privatsphäre und Kriminelle ihre Methoden einsetzen, um deine Sicherheit anzugreifen, dann abonniere Klartext, den Newsletter der Datenwache. Das kannst du unter www.datenwache.de/klartext machen.

Dein Mitch


LINKS:

[1] Smartstore Bericht



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